Jungpferd oder eins mit Erfahrung?
Auf alten Gäulen lernt man Reiten
Dieser Spruch ist fast so alt wie die Reiterei selbst. Doch warum nehmen ihn so viele nicht ernst? Schaut man sich den Pferdemarkt an, stehen erfahrene neun-, zehn-, elf- und zwölfjährige Pferde im Internet, von denen man als unerfahrener Reiter in Zusammenarbeit mit einem Trainer lernen kann. Doch was bekommen wir Trainer immer wieder in Beritt, zum Training oder sogar zur Korrektur: junge Pferde, und das von bzw. mit eben gerade diesen unerfahrenen Reitern, die den Traum haben, mit diesen Jungpferden zusammenzuwachsen und gemeinsam gut zu werden…. Gemeinsam zu lernen. Doch allzu oft geht das in die Hose, bzw. ist bereits dort gelandet. Das kann mehrere Gründe haben. Manche Trainer reiten in der Grundausbildung die Pferde allein, ohne den Besitzer. Der bekommt dann zwar eine Einweisung, kann aber meist nicht nachreiten, was der Trainer dem Pferd gelehrt und welche „Knöpfe“ er eingebaut hat. Eine Bedienungsanleitung reicht dann meist nicht aus. Oft ist es wohl so, dass dem Reiter ganz einfach die Erfahrung fehlt, ein junges Pferd – auch mit Hilfe eines Trainers – auszubilden oder weiterzubilden. Zu schnell baut man Fehler ein oder das Pferd lernt, wie es sich Hilfen entziehen kann. Was beim Trainer funktioniert, muss beim Besitzer lange nicht funktionieren. Nicht selten sind dies dann Fehler, die sich wie ein roter Faden durch die Lebensgeschichte des Pferdes ziehen und manchmal echte Probleme verursachen.
Nicht selten versuchen sich auch unerfahrene Reiter erst mal selbst mit der Pferdeausbildung und das geht dann oft richtig schief. Es entwickeln sich Unarten und Probleme in der Rittigkeit oder durch falsches Training auch schnell muskuläre und gesundheitliche Probleme. Probleme im Umgang und sogar gefährliche Situationen entstehen meist auch dann, wenn sich der unerfahrene Reiter den Traum des doch so süßen Fohlens erfüllt hat. Von der Basis an, von klein auf mit dem Pferd zusammenwachsen möchte. Gut natürlich für den Trainer (bzw. dessen Geldbeutel), der dieses Pferd dann zur Korrektur bekommt. Schlecht aber für das Pferd, denn das muss unter Umständen darunter leiden!
Nehmen wir, zum verständlich machen, mal (ausnahmsweise) etwas Technisches – den Motorsport. Ein guter, erfahrener Fahrer wird immer in der Lage sein, das Auto optimal einzustellen und auf Grund seines Gefühls, die richtigen Reifen zu wählen. Ein Fahrer mit weniger Praxis kann von einem optimal eingestellten Auto lernen, wie es sich anfühlt, am Limit zu fahren. Treffen dieser unerfahrene Fahrer und ein Auto mit falscher Bereifung und schlecht eingestelltem Handling aufeinander, ist das Chaos vorprogrammiert! Vielleicht wäre für manchen Reiter ein Pferd, das bereist solide „eingestellt“ ist und weiß, was es zu machen hat, die bessere Wahl und der richtige Lehrer. Geht dieser Lehrer in Rente, hat man vielleicht das gelernt, was man braucht, um einen jungen Wilden auszubilden.
Fasst man dies alles zusammen, macht es Sinn als unerfahrener Reiter sich ein etwas älteres Pferd zuzulegen und mit diesem zusammen zu lernen. Mit diesem Gelernten kann man dann ein junges unerfahrenes Pferd schulen und ausbilden. Dann wird der Traum vom Jungpferd oder vom eigenen Fohlen auch kein Alptraum.
Was das ganze natürlich (zugegebener Weise) manchmal schwer macht, ist die Tatsache, daß es manchmal schwer ist ein gesundes Pferd zu finden, dass nicht schon mit 10 oder 12 Jahren Probleme aufweist. Aber glaubt mir: die Suche lohnt sich.
…ride with your heart! – auch auf „alten Gäulen“
