Horsemanship ist keine Streicheleinheit – der große Irrtum der Partnerschaft
Wir müssen reden. Über das, was da draußen oft als Horsemanship verkauft wird. Ich nenne es gerne: „Kuschelpädagogik auf vier Beinen“. Aber Horsemanship ist kein Streichelzoo.
Ja, ich weiß, das klingt jetzt hart. Aber ich sage es ganz klar: Pferde brauchen keine partnerschaftlichen Diskussionen. Sie brauchen klare Führung.
Ich möchte keinen „Partner“ Pferd – ich möchte einen Mitarbeiter! Den besten der Welt und ich bin der beste Chef der Welt!
Von was lebt eine gute Partnerschaft? Von Geben und Nehmen, von Kompromissen, von Austausch und Diskussionen. Möchte ich das mit meinem Pferde – wohl eher nicht denn das kann u.U. auch gefährlich werden. Klare (Mitarbeiter) Führung und klare (Chef) Positionierung. Und doch kann das Pferd meine Freund sein, zur Familie gehören!
Ich vergleiche das gerne mit meiner Lieblingspizzeria: Luigi ist der Chef. Der beste Freund macht Teig, backt die Pizza. Die Die Frau kümmert sich um den Ausschank die Oma richtet die Salate und der Cousin macht den Kellner. Aber am Ende entscheidet Luigi. Keine Diskussion. Wenn Luigi sagt dass Rotwein in Colagläser ausgeschenkt wird dann ist das so, wenn die Pizzen eckig statt rund werden, dann ist das so. Wichtig nur: es muss machbar sein und keiner verletzt sich dabei, die Anweisungen müssen klar und verständlich sein. Und genau so läuft das auch im Pferdetraining. Es gibt klare Rollen. Der Chef sorgt für Sicherheit. Gibt die Hilfen. Er führt.
Viele meinen heute, Horsemanship heißt, jeden Wunsch des Pferdes zu erfüllen, es nie zu fordern und jede Entscheidung gemeinsam auszuhandeln. Mit Wattebällchen zu werfen. – am besten rosa , weiß ist eine so harte Farbe und passt nicht zur Schabracke. Ergebnis? Ein Pferd, das dauernd fragt: „Wer von uns beiden ist eigentlich hier der Chef… muss ich das wirklich tun?“ Und das erzeugt Unsicherheit – beim Pferd!
Pferde suchen Führung. Sie wollen wissen, wer die Verantwortung trägt. Und zwar in jeder Situation. Gerade, wenn’s kritisch wird: Der LKW kommt, der Schirm klappt auf, der Hund springt raus. Da will dein Pferd keine Diskussion führen, sondern jemanden spüren, der sagt: „Ich hab das im Griff – vertraue mir.“
Horsemanship heißt nicht, laut zu werden oder Druck zu machen. Es heißt, klare, faire, berechenbare Entscheidungen zu treffen. Und dabei mental präsent zu sein. Energie steuern zu können. Ruhe auszustrahlen. Und dem Pferd dadurch Sicherheit zu geben.
Wer das verstanden hat, wird schnell merken: Pferde lieben Führung. Sie entspannen sich, weil sie wissen, dass sie sich auf ihren Menschen verlassen können. Nicht durch Gleichberechtigung, sondern durch klare, faire Rollenverteilung. Eben echte Führungsqualität. Vertrauen, Kompetenz das ist das Ziel.
Ich habe schon so viele Pferde gesehen, die völlig durch den Wind sind, weil sie permanent in eine Verantwortung gedrängt werden, die sie gar nicht tragen wollen. Und dann wundern sich die Besitzer, warum ihr Pferd nicht stehen bleibt, im Gelände panisch wird oder beim Verladen Theater macht.
Deshalb sage ich: Sei der Chef. Sei Luigi. Sei führend, fair, klar und berechenbar. Dein Pferd wird es dir danken.
Undja, Horsemanship fängt lange vor dem Training an – Haltung, Futter und innere Einstellung sind die Basis für gutes Horsemanship.
Ride with your heart!
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